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Feminismuskritik

Sonntag, 10. Juli 2016

Sharon Dodua Otoo legt ein Ei ….

und gewinnt in Klagenfurt.

Auf zum goldenen Matriarchat.

Klagenfurt, Ingeborg Bachmann und Literaturtage,  dieser Dreiklang stand einmal für große Literatur, die von hier ihren Ausgang nahm. Diese Zeiten scheinen endgültig vorbei. Zu seinem Vierzigsten sei das Jubiläum auf der Höhe der Zeit angekommen, meint Wiebke Porombka in ,,Zeit Online”. ,,Diversität as it`s best.” Diversität, nicht Literatur. Also Internationalität und natürlich ,,das Geschlechterverhältnis”! Drei Preisträgerinnen gegen einen Mann. Endlich Geschlechtergerechtigkeit. ,,Auf zum goldenen Matriarchat.”  (Stefanie Sargnagel bei der Entgegennahme des Publikumspreises) So wird die jüngere Tradition fortgesetzt, ,,Männer zu Affen, Frauen zu Preisen” triumphierte schon 2015 der Literaturkritiker Jan Wiele.

Nach dem Koordinatensystem politischer Korrektheit stand die Vergabe des Hauptpreises dieses Mal wohl schon vorher fest. Sharon Dodua Otoo, weiblich, Ausländerin aus Groß-Britannien, ghanaischer Migrationshintergrund, schwarz und was noch ? –  Aktivistin. Jede andere Entscheidung hätte wohl gegen irgend eine ausgleichende Gerechtigkeit verstoßen.

Die Geschichte ist eher banal. Sie besteht aus drei Teilen, im Mittelpunkt eine Figur, die so in jeder Hinsicht das Gegenteil der Autorin ist, alt, männlich, deutsch und weiß.  Und damit das politisch korrekte Angriffsziel. Keinen Mangel an unsympathischen Männern stellte Juror Stefan Gmünder für die diesjährigen Lesetage fest.  ,,Das muss uns vielleicht zu denken geben.” (es wird gelacht)  Mit diesem unterwürfigsten  männlichen Bekennermut haben die Literaturtage politisch schon etwas gebracht.

Gezeichnet wird bei Sharon Dodua Otoo der alte, männliche, weiße Deutsche als Prototyp des Spießers. Wie zeichnet man einen deutschen Spießer? Natürlich beim Frühstück, pünktlich um sieben Uhr dreißig (deutsche Tugend) mit einem von der Ehefrau sekundengenau gekochten Frühstücksei – und doch verunglückt. Das Ei ist weich. Der Spießer verärgert -  und verkleckert sich natürlich die Krawatte. Ist das nun  genau beobachtet oder nur doof? Man muss auch nicht lachen. Nur die Ehefrau gluckst im Stillen vor klammheimlicher Schadenfreude. Sicher, wäre man bei der Szene geblieben und hätte nicht noch allerhand Klischees hinterhergejagt , wie  der deutsche Spießer ist gesetzestreu  (rote Ampel) , treudeutsch (gegen Anglizismen), und wenn jemensch ihn fragt ..naja, belassen wir es bei dieser Neuschöpfung;  wie gesagt, wäre man bei der Szene geblieben, man hätte was daraus machen können. Wer da an Loriot denkt, liegt nicht falsch. Aber hier kein Anflug von Slapstick. Die Sache misslingt, weil die Autorin auf Höheres hinaus will. Deshalb ein,,literarische Kniff”.  Im zweiten Teil wechselt die Erzählerperspektive auf das Ei. Das Ei als universeller und zeitloser Begleiter der Lebenden, denen es in  in wechselnden Gestalten so allerhand politisch motivierte Streiche spielt. Das Ei selbst hat sich geweigert, hart zu werden. Ein gesellschaftskritisches Ei , denn hart ist nämlich deutsch, wer es nicht gemerkt hat.  War auch schon mal ein roter Teppich und hätte damals gerne Helmut Kohl durch Hochklappen zum Stolpern gebracht. Bei Mugabe später ist es ihm gelungen.  Welche Linie die Autorin von Helmut Kohl zu Robert Mugabe zieht, bleibt unerfindlich. Aber irgendwie soll auch das gesellschaftskritisch sein oder metaphysische Dimensionen eröffnen mit philosophischen Tiefgang  oder surrealistisch sein. Die Jury ist sich da nicht ganz einig.

Im dritten Teil wird sicherheitshalber noch eins auf den Spießer drauf gepackt. Man soll den Sinn schließlich auch verstehen. Er, der Spießer,  begegnet – immer noch vom Ei erzählt – unvorhergesehen seiner Putzfrau , die er bis dato nicht kannte, im Bad. Dort wollte er seine Krawatte säubern. Die Putzfrau hat seinen Schlüpfer in der Hand und es entspannt sich folgender Dialog: ,,Wer bist du? , fragt er  (mit Schweißperlen auf der Stirn(!)) ,,Ich bin deine Putzfrau.” ,,Duzen wir uns?” ,,Sie haben damit angefangen”

Übrigens die Autorin hat die einzelnen Teile mit umfangeiche technischen Leseanweisungen versehen. Bei dem ersten Teil soll man sich zum Beispiel das linke Auge zuhalten und den Text in die rechte Hand nehmen. Bei dem zweiten Teil soll man die rechte Hand langsam zum Kopf heben und das rechte Auge zuhalten. Ein Selbstversuch hat ergeben: Lassen Sie es, die Geschichte wird dadurch auch nicht besser.

Donnerstag, 14. Mai 2015

Problematisches Streikrecht Teil 2 – Kita-Streiks

Der unbefristete Kita-Streik weist eine für die gegenwärtigen Streikbewegungen typische Konstellation aus. Wie auch immer der Tarifvertrag aussehen wird, es ist ein Vertrag zu Lasten Dritter.  Tarifvertragspartner sind in diesem Fall die Kommunen, die rund ein Drittel der Kinderbetreuung in Kindergärten und Krippen betreiben. Diese Haftung der öffentlichen Kassen ermutigt Verdi zu Gehaltsforderungen in Höhe von durchschnittlich 10% , die anderswo Schwindel erregen würden. Flankiert wird der Streik von einer feministischen Politik, allen voran aus dem Hause Schwesig, die auf eine finanzielle Aufwertung typischer Frauenberufen abzielt. Das Endgehalt einer ausgebildeten Erzieherin in der Gehaltsstufe S 6  beispielsweise (betrifft 40%  der Erzieherinnen) beträgt heute 3.289 Euro. Im Vergleich dazu der Feuerwehrmann: 2. 851 Euro Endgehalt. Gefordert wird von Verdi eine Hochstufung auf die Gehaltsstufe S 8 mit einem Monatsgehalt von 3.974 Euro. Das entspricht einer Anhebung von 21%! (1) Begünstigt werden die Erzieherinnen von dem staatlich verbürgten Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz, der ihre Monopolstellung verstärkt. Dafür fordern die Erzieherinnen auch noch die Solidarität der Eltern ein, die als Nutznießer und Kunden in Wahrheit die eigentlichen Arbeitgeber sind. Würden aber sie zur Kasse gebeten, liefe der Streik ins Leere, da die Kosten für die Kinderbetreuung schnell eine kritische Grenze erreichen würden, ab der die eigene, durch Fremdbetreuung freigesetzte Erwerbsarbeit kaum mehr einen Überschuss über diese Kosten erbringen würde, zumal Mütter überwiegend nur in Teilzeit arbeiten. Der unmittelbare finanzielle Nutzen dieser Form der Arbeitsteilung reduziert sich bilanztechnisch auf die effizienter rationalisierte professionelle Kinderbetreuung.  Daneben soll die staatliche Kinderbetreuung jedoch einen gesellschaftlichen Nutzen haben, für die der Staat als Wahrer öffentlicher Aufgaben aufzukommen hat. Der wesentliche Effekt dieser Vergesellschaftung der Kinderbetreuung und –aufzucht besteht aber zunächst vor allem in der Verlagerung der finanziellen Beistandspflichten aus der Familie auf unbeteiligten Dritte, die so zum eigentlichen Unterhaltsschuldner werden. Das schafft für die Erzieherinnen und Mütter eine typische Win-win-Situation, die die Basis für die Solidarität der Eltern mit dem Streik sein kann.  Den Erzieherinnen verschafft es den quasi unbeschränkten Zugriff auf die öffentlichen Kassen, den sich Verdi auch nicht mit dem Argument der Schuldenbremse für die Kommunen weg reden lässt. Diesem begegnet sie mit Vorschlägen für neue Steuererhöhungen.  Der frühkindliche Bildungsauftrag (ab dem 1. Lebensjahr!) könnte zwar als ein gesamtgesellschaftliches Anliegen gelten und damit als ein staatlicher Auftrag, der die Erziehrinnen in die Nähe von Lehrerinnen rückt. Das staatliche Schulwesen indes war traditionell von einem Berufsbeamtentum geprägt, das gerade wegen des staatlichen Auftrags und der Ausrichtung auf das Gemeinwohlinteresse kein Streikrecht hatte. Der gesellschaftliche Nutzen verengt sich doch eher auf die Ökonomisierung der Kinderbetreuung im Sinne ökonomischer Verwertungsprozesse (,,frühkindliche Bildung von  grundlegender Bedeutung für das spätere Erwerbsleben”, Frankfurter Rundschau) Zumal auch dieser ,,staatliche Bíldungsauftrag” gerade einmal noch zu rund einem Drittel durch staatliche bzw. kommunale Einrichtungen ausgeführt, während sich die Entwicklung in der Branche zu einem privatwirtschaftlichen Gewerbe immer deutlicher abzeichnet.  Die Ökonomisierung aller Lebensbereiche drückt sich hier darin aus, dass die eigentlich zur Kinderbetreuung berufene Mutter davon zugunsten der Lohnarbeit freigesetzt wird, dafür die Erzieherinnen dann aber die Kinderbetreuung in der Form der Lohnarbeit verrichten. ,,Alle Räder stehen still….” Diese frühe gewerkschaftliche Kampfparole des Proletariats erinnerte den Bourgeois auch daran, dass ihm alle Werte, die ihm aus der Produktion in der Form kapitalistischen Eigentums zuflossen,  durch den Schweiß und die Muskelkraft des Arbeiters geschaffen wurden. Das berührt den Kern der kapitalistischen Lohnarbeit, die Entfremdung des Arbeiters von seinem Arbeitsprodukt . Der Streik der Erzieherinnen räumt endgültig mit den akademischen  Theorien von dem pädagogischen Nutzen der vergesellschaften Kinderaufzucht auf und enthüllt ihr Wesen als entfremdete Arbeit. (Kleinstkinder als Humankapital) Kein guter Zustand für diese sensible Entwicklungsphase, in der sich vor allem durch die verlässliche Bindung an feste Bezugspersonen um ihrer selbst Willen die Grundlagen für die Bindungsfähigkeit  und Empathie im späteren Leben herausbilden.

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(1) FAZ 7.5.2015)

siehe auch http://peterkoch.twoday.net/stories/problematisches-streikrecht-gdl-streik/

Sonntag, 12. Oktober 2014

Friedensnobelpreis an Kinderstar

Der Friedensnobelpreis geht zur Hälfte an die ,,Menschenrechtsaktivistin” Malala Yousafzai. Wieso eigentlich nicht an einen Friedensaktivisten?  Wer den Einsatz für Menschenrechte mit dem Einsatz für den Frieden gleichsetzt, muß die Nato wohl für eine Friedensbewegung halten. Aber  dann könnte man ja gleich dem US-Präsidenten den Friedensnobelpreis verleihen. (sic!) Die imperialen Kriege werden heute global  im Namen der Menschenrechte geführt. Und dafür braucht es Opfer. Das arme Mädchen Malala wurde im Alter von 12 Jahren niedergeschossen, auf dem Weg von der Schule. Und das brachte sie medial in die ideale Opferrolle:  Kind, weiblich, Opfer. Das Opfer eines Verbrechens zu werden, ist keine Heldentat. Aber die Ideologie macht aus den Opfern Helden und zielt auf die Schwachen. Daher auch das oft mit viel Pathos beschworene  ,,den Schwachen eine Stimme geben” (wohl,  damit sie ihre Stimme nicht selbst erheben.)  Die Preisträgerin ist keine Aktivistin, sondern Opfer, zuallererst Opfer. Opfer der endlosen Kriege, die die Amerikaner und ihre Unterstützer mit ihren zerstörerischen Interventionen überall in der Welt entfachen und nähren. Aber sie ist nicht das einzige Opfer. Den medialen Zuspruch in der westlichen Welt erhält sie, weil sie Opfer durch eine Kugel des Feindes geworden ist, unschuldig, nur weil sie zur Schule gehen wollte. Aber auch für die Kinder auf den Hochzeitsgesellschaften, die von amerikanischen Raketeneinschlägen atomisiert wurden, war die Schule zu Ende. Und auch das afghanischen Mädchen ist Opfer, das um ihren Vater trauert, der im Kampf gegen die Eindringlinge gefallen ist und der in  der Sprache der Aggressoren nicht zu den Unschuldigen zählt.  Auch dieses Mädchen ist Opfer, auch wenn die Eindringlinge in postkolonialer Manier mit ihrer Mädchen- und Frauenbefreiung  über die Genderfrage den Keil in die Völker quer durch die Familien treiben möchten.  Aber das Mädchen Malala ist noch in einem weiteren Sinne Opfer. Ein ehrgeiziger und überaus geschäftstüchtiger Vater, Besitzer einer Schulkette, läßt sie im Alter von 11 Jahren als Bloggerin auf einem Blog der BBC auftreten.  Nach dem dem tragischen Zwischenfall wurde sie mit Hilfe einer findigen PR-Agentur, der BBC und prominenter Unterstützung von Madonna zum weltbekannten Kinderstar aufgebaut. Auftritte bei der UNO und Empfänge beim EU- Parlament und dem amerikanischen Präsidenten. Und unter den internationalen Preisverleihern brach ein regelrechter Bieterwettbewerb um sie aus. Das arme Kind wurde damit überhäuft, vom Simone de Beauvoir-Preis bis zum Sacharow-Preis. Ohne den Friedensnobelpreis bereits 10 international renommierte Ehrungen, darunter die des Time Magazins für die ,,Hundert einflussreichsten Menschen” oder von Amnesty International als ,,Botschafter des Gewissens”. Das Gewicht der Preise und Ehrungen wiegt mehr als ein Kind zu leisten vermag und ein Kinderseelchen verkraften kann. Ein Leidensweg für ein Kind, freilich ein vergoldeter. Millionengewinne mit einer Autobiografie in 25-facher Übersetzung, die man in ihrem Namen schreiben ließ. So wurde sie  zur Ikone im Kampf für Kinderrechte – zum Preis ihrer eigenen Kindheit.  Ein mediales Kunstprodukt mit altklugen Äußerungen bei ihren internationalen Auftritten, die ihr ,,die Erwachsenen” eingeflüstert haben, samt den einstudierten Posen, hinter denen das Kind, ihre kleine Persönlichkeit verschwindet. Als gesichtsloses und entpersönlichtes Wesen, auf das die Weltgeschichte (besser: die Medien)  ihre Opferikone und ihr Heiligenbild projiziert, ist sie gezwungen, eine Burka zu tragen, eine Burka der eigenen Art. Viele der Zumutungen lassen an Kinderarbeit denken. Aber bei Malala geht es nicht nur um eine sprudelnde Geldquelle. Ein internationales Konsortium von ,,Menschenrechtlern”verfolgt das befremdliches Kalkül, aus einem Kind  eine Propagandawaffe in der medialen Kriegsführung zu machen.

Sonntag, 10. Februar 2013

Kulturkampf in Frankreich um die Homo-Ehe

 

Am 12. Februar soll im französischen Parlament abschließend über das Reformpaket zur Einführung  der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare abgestimmt werden. Gegen diese ,,Ehe für alle” hat sich in Frankreich eine unerwartet breite Protestbewegung entwickelt, die unter der Losung ,,Demo für alle”  eine der größten Demonstrationen der letzten Jahre in Paris mobilisieren konnte.  Kann es sein, daß ausgerechnet in Frankreich die Homophobie eine konservative Volksbewegung auslöst, die den sozialistischen Präsidenten innenpolitisch unter Druck geraten läßt? Ausgerechnet im Land der Liebe, wie ein Tagesthemenmoderator einen Bericht über die Proteste etwas verständnislos anmoderierte? Die mit ihrer Erkennungsfarbe Rosa im übrigen in bunter Vielfalt auftretende Protestbewegung  macht eher nicht diesen Eindruck. Auch spricht die Teilnahme von Homosexuellenvereinigungen wie die der ,,Plus gay sans mariage” (Schwuler ohne Heirat)  an den Protesten gegen eine ausgeprägte Homophobie.  Man muß wissen, daß in Frankreich bereits seit 1999 eine zivile Partnerschaft zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren, vergleichbar der eingetragenen Partnerschaft in Deutschland, möglich ist. Mit diesem zivilen Solidaritätspakt, genannt Pacs (Pacte civil de solidarité)  haben gleichgeschlechtliche Paare bereits die steuerliche Gleichstellung in der Einkommens- und Erbschaftssteuer erreicht.  Das weitergehende Interesse an der ,,Ehe für alle” bleibt daher bei oberflächlicher Betrachtung etwas im Dunkeln, sieht man von dem staatliche Hochzeitszeremoniell, das in Frankreich von den Bürgermeistern zelebriert wird, ab.  Diese Formalität kann den leidenschaftlichen Kulturkampf auf beiden Seiten kaum erklären.

 

,,Ein Kind braucht eine Mama und einen Papa”

Unter diesem Motto hat sich in Frankreich die Protestbewegung zusammengefunden. Nachdem inzwischen ein Teil des Gesetzes, mit dem die Ehe zwischen Menschen gleichen Geschlechts geschlossen werden kann, wie es in Paragraph eins heißt, bereits verabschiedet ist, geht es im Kern noch um die Frage des Adoptionsrechts für gleichgeschlechtliche Paare und eng damit zusammenhängend um die – in Frankreich noch verbotene - Leihmutterschaft sowie die Freigabe moderner Reproduktionsmedizin.  ,,Wir sind nicht gegen die Homosexuellen. Wir wissen, was Schwulenhass anrichten kann. Aber die Homosexuellen werden über den Gesetzentwurf manipuliert.”, sagte die anerkannte Führungsfigur der Protestbewegung, Frgide Barjot. (1)  Man müßte sagen, instrumentalisiert. Sieht man sich die Folgewirkungen der Adoptionsfreigabe an, scheint dies in der Tat so zu sein, auch wenn unter dem Druck der Protestbewegung die Frage der künstliche Befruchtung  zunächst abgetrennt und auf später vertagt wurde. Schon jetzt hat die französische Justizministerin  per Rundbrief die Justiz indirekt  zur Anerkennung ausländischer Leihmutterschaften verpflichtet, indem diese Kinder automatisch die französische Staatsbürgerschaft erwerben sollen. Und gegen die Freigabe der Reproduktionsmedizin, die als Folge des Adoptionsrechts kaum noch zu vermeiden sein wird, stellt sich nicht nur die Protestbewegung,  sondern werden auch Bedenken vorgebracht aus den Reihen der Abgeordneten der sozialistischen Partei selbst.

Die sog. Homoehe ist ein Beispiel dafür, wie in dem Sog einer linken Mainstream-Ideologie eine linke Elite gegen den Mehrheitswillen der Bevölkerungen Reformprojekte durchpeitscht, die die Grundlagen unserer Kultur unumkehrbar verändern.  Der ideologische Kern der Gesetzesreform  und ihre weitreichenden gesellschaftlichen  Auswirkungen zeigen sich plakativ an der zumindest geplanten Streichung der Wörter ,,Mutter” und ,,Vater” aus dem Code Civil, dem französischen Bürgerlichen Gesetzbuch, und ihre Ersetzung durch die geschlechtsneutralen Begriffe ,,Elternteil 1” und ,,Elternteil 2”.  Es ist nach den Meldungen in den hiesigen Medien nicht ganz klar, ob Hollande mit der Rücknahme wenigstens diesen Teils des Reformwerks der Protestbewegung entgegengekommen ist oder nicht.  An dem ideologischen Gehalt des Reformprojekts würde das aber auch nichts ändern.  Die Justizministerin  Christiane Tabira sieht in der Ehe für alle so oder so ,,einen ´Fortschritt für die Menschheit´und eine notwendige Abkehr  vom traditionellen Familienbild, das aus ihrer Sicht mit der Emanzipation der Frau überholt ist.” (2)

 

Paradigmenwechsel in der Familienpolitik

Es ist nicht davon auszugehen, daß selbst die breite Protestbewegung in Frankreich an dem vorgezeichneten Weg des  Reformprojekts etwas ändern wird. Aber es hat sich erstmals Widerspruch artikuliert gegen die herrschende Dynamik linker gesellschaftsveränderter Prozesse, die meist,  so auch in Deutschland,  über die in Trägheit verharrende Mehrheitsgesellschaft hinwegrollen. In der FAZ v. 8.2.2013 hat die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Renate Künast einen Paradigmenwechsel in der Familienpolitik gefordert und das damit begründet, wenn wir –wen sie damit auch immer meint – heute über Familie sprächen, dächten  wir längst nicht mehr nur noch an Mutter-Vater-Kinder. (3) Die bisher bereits stattgefundenen Veränderungen glichen bereits ,,einer kleinen Revolution.”   Aber das Problem läge in der gegenwärtigen Familienpolitik, die diesem Wandel nicht Rechnung trüge. Besonders empört sie, daß der Staat noch immer die Ehe unterstützt, z.B. mit dem Ehegattensplitting und der Mitversicherung in der Krankenversicherung. Diese Kritik aus dem Mund einer nach Regierungsmacht strebenden Partei ist zumindest erstaunlich. Die staatliche Unterstützung der Ehe ergibt sich verpflichtend aus dem verfassungsrechtlich garantierten Schutz von Ehe und Familie nach Art 6 Abs. 1 Grundgesetz. 

Die ideologischen Eiferer sind sich vollkommen klar drüber , daß es bei der Einführung der Homoehe nicht um diese oder jene überfälligen Rechte für Schwule und Lesben geht, sondern um die Beseitigung der traditionellen Familie im Namen des Feminismus.   Was ehemals mit  einer gutmeinenden linken Vision von einer toleranten Gesellschaft  begann, ist längst in ihr Gegenteil umgeschlagen. Anerkennung von Minderheiten bedeutet auch gerade die Respektierung des Andersseins. Die absolute Gleichstellungspolitik hat deshalb nichts mit Anerkennung von Minderheiten und Minderheitenrechten zu tun, sondern verfolgt die Integration aller Unterschiede in einen geschlechtsneutralen Einheitsbrei.

In dem vorhergehenden Beitrag auf diesem Blog unter dem Titel ,,Leitbild Rabenmutter” wurde bereits die Vergesellschaftung der Kindererziehung thematisiert und wie der Staat dabei über den möglichst frühzeitigen Zugriff auf die frühkindliche Erziehung von Kleinstkindern  die traditionelle Familie von der Kinderaufzucht befreit.  Bezeichnenderweise ersetzen die Bevölkerungsforscher des Bundesinstituts für Bevölkerungswissenschaft in diesem Kontext bereits den Begriff der Familie durch den neutralen Begriff der Elternschaft, die so auf die rein biologische Funktion des Kinderkriegens reduziert wird. Mit der Einführung der Homoehe im obigen Sinne, also einschließlich des Adoptiónsrechts und seiner Folgewirkungen,  wird  die Elternschaft  begrifflich selbst davon emanzipiert.  Vorläufig wird bereits das Outsourcing der Erziehungsarbeit aus dem Familienbetrieb zur möglichst effizienten Freisetzung aller ökonomischen Ressourcen vorangetrieben. In den schlimmsten Visionen wird dasselbe mit der Reproduktion im engeren Sinn, der biologischen Reproduktion,  geschehen. Im Zusammenhang mit dem jüngsten Urteil des Oberlandesgerichts Hamm zur Auskunftspflicht über anonyme Samenspender, sind bereits erstaunliche Praktiken über die Presse für eine breitere Öffentlichkeit  publik geworden. Nach einem Bericht  der FR v. 8.2.2013 werden die Spender über eine aufwendige halbjährliche Untersuchung durch die kommerziellen Betreiber der Samenbanken auf ein geeignetes Zehntel der Bewerber gefiltert , und von den Empfängern werden qualitative Ansprüche gestellt, die von dem Gesundheitszustand, äußeren Erscheinungsmerkmalen  über  Hobbys bis hin  zu akademischen Berufen der anonymen Spender reichen. Analog zur professionellen Kindererziehung werden sich auch hier bald gesellschaftsfähige Argumente finden, warum die professionelle Reproduktion  unter Einsatz der verfügbaren neuesten Technologien der Reproduktionsmedizin  weit effizientere Ergebnisse zeitigt als die die traditionelle, an dem überholten Rollenmodell von Mann und Frau orientierte Reproduktion.

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(1) FAZ, 11.12.2012

(2) FAZ, 17.1.2013

(3) FAZ 8.2.2013

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Zuletzt aktualisiert: 15. Nov, 13:58

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